Was für ein Vertrauen

Ein Wiedersehen mit dem Lutherforum auf dem Kirchentag

 

Foto: Andrea Conrad

Vier Exemplare der berühmten Martin-Luther-Figur von Ottmar Hörl, dekoriert mit vier verschiedenen Fußball-Fan-Schals, zogen auf dem „Markt der Möglichkeiten“ beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund die Blicke auf sich. Die vier Statuen, erkennbar als „Fans“ von Rot-Weiß Essen, Borussia Dortmund, Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach, waren für die Besucher das beliebteste Fotomotiv der Westfalenhallen, schätzt das Team des Martin Luther Forum Ruhr. Auch Prominente wie der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck oder die FDP-Europaabgeordnete Nicola Beer ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen.

Foto: Andrea Conrad

Und dieser Blickfang war nur ein Teil des Standes, mit dem sich das Martin Luther Forum Ruhr auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentierte: Die Dauerausstellung „Reformation und Ruhrgebiet“, die jahrelang das Herzstück des beliebten Gladbecker Martin Luther Forums bildete, erlebte zumindest in Teilen eine Wiederbelebung. Ein kleiner Ausstellungsraum am Stand informierte über die Geschichte des Protestantismus im Ruhrgebiet von 1517 bis 2017 und über einflussreiche Protestanten aus dem Ruhrgebiet wie Gustav Heinemann, Berthold Beitz und Johannes Rau. Der interaktive Medientisch, der schon zu Zeiten des Martin Luther Forums zu den beliebtesten Anlaufpunkten der Ausstellung gehörte, ließ das halbe Jahrtausend multimedial erlebbar werden. So gab es zum Beispiel schon im 16. und 17. Jahrhundert im Ruhrgebiet Glaubensflüchtlinge. Auch der Glaubenskampf innerhalb der evangelischen Kirche während der NS-Zeit wurde in der Ausstellung thematisiert.

Für das Team des Martin Luther Forums wurde der Kirchentag zum Treffpunkt mit vielen „alten Bekannten“: unter den Besuchern waren unter anderem der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert und der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider. Beide waren Stammgäste des Forums – genauso wie der ehemalige westfälische Präses Alfred Buß, der dem Martin Luther Forum stets sehr verbunden war oder auch Uwe Schulz, Journalist und WDR5-Moderator. Auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau – Gastgeber des Dortmunder Kirchentages –, Superintendentin Marion Greve (Essen), Superintendentin Katrin Göckenjan (Recklinghausen), Superintendent Dr. Gerald Hagmann (Bochum) und mehr Prominenz aus Kirche und Politik besuchten den Stand des Martin Luther Forums. „Darunter auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm“, so Martin Grimm, Vorstand des Martin Luther Forums, „Der hat sich über das Wiedersehen mit dem Lutherforum gefreut. Schließlich hat er 2017 den Otmar-Alt-Buddybären MaLu überreicht bekommen – zusammen mit Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen.“ Und selbstverständlich besuchte auch Kirchentagspräsident Hans Leyendecker den Stand. Eröffnet wurde der Stand durch den Gladbecker Superintenden Dietmar Chudaska.

Zu den Höhepunkten im Programm des Martin Luther Forums gehörte der Besuch von Petra Beiße. Die Handlettering-Künstlerin, die vor allem für ihre Grafik „Religiöse Vielfalt im Ruhrgebiet – Fürchtet euch nicht!“ bekannt ist, gastierte im Laufe des Wochenendes mit drei Aktionen am Stand und signierte ihre Kalligrafie-Postkarte „Vertrauen“. „Sie war jedes Mal umringt von Interessenten“, erinnert sich Grimm, Kopf des Martin Luther Forums, „Ich hätte nicht gedacht, dass das so viel Andrang findet, gerade auch bei jungen Leuten.“

Mit selbst komponierten Verbindungen aus Filmmusik und christlichen Liedern zog der Komponist und Pianist Christian Schnarr das Publikum in seinen Bann. Viermal brachte er Auszüge aus seinem Programm „Holywood“ zu Gehör. Wie bei seiner Show, mit der er zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 bereits in sechs verschiedenen Kinos aufgetreten war, spielte er auch dieses Mal seine Werke auf seinem Keyboard, während auf dem Bildschirm hinter ihm das German Pops Orchestra zu sehen und zu hören war. Schließlich hatte die Martin Luther Stiftung Ruhr auch seine Kinotour unterstützt. Am Samstagabend führte Christian Schnarr sein komplettes Programm in der Schauburg Dortmund auf.

Foto: Andrea Conrad

Auch für den Künstler Otmar Alt selbst wurde der Stand des Martin Luther Forums zu einem Treffpunkt mit seinen früheren Fans. Genauso gab es ein Wiedersehen mit den Künstlern Harald Birck (Berlin) und Erich Krian (Dortmund). Auch diese hatten in der Vergangenheit im Martin Luther Forum ihre Werke ausgestellt.

 

Das Martin Luther Forum Ruhr wurde – was das Gebäudeensemble der ehemaligen Markuskirche in Gladbeck-Ost anbelangt – im Sommer 2018 aufgrund mangelnder personeller und finanzieller Unterstützung geschlossen. Auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund präsentierte der unverändert bestehende MLFR e. V. mit Unterstützung der Martin Luther Stiftung Ruhr und des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten das Thema „Reformation und Ruhrgebiet“.

 

Text: Maximilian Wiescher, 28. Juni 2019